Sonntag, 17. August 2014

Alltag... mehr oder weniger


Über das Wochenende war dann nicht viel los: freitagabends waren wir bei Freunden der Familie und zwei hübsche Töchter unterhielten sich nett mit mir und samstagabends waren wir bei dem Kindergeburtstag eines der Kinder (ich schätze sechs) von den Freunden der Familie. Dort habe ich dann mit meinem jüngeren Gastbruder und zwei ca. neunjährigen vor der X-Box getanzt und beim Hüfteschwingen habe ich natürlich nicht nur verloren und so wollten sie schnell was anderes spielen. Bei den anderen Spielen waren meine Mitspieler natürlich geübter und ließen mich im Vergleich zu ihnen alt aussehen (was keine Kunst ist wenn man das Alter von ihnen berücksichtigt).

Sonntag war ich dann mit meinem Gastvater am Schießstand, dies war wirklich eine beeindruckende Erfahrung. Anschließend fuhr er mich zu meiner netten Sitznachbarin, welche mich zu sich eingeladen hatte. Dort angekommen begrüßten mich gleich zwei gutaussehende Mädchen. Denn wie sich herausgestellt hat, beherbergt ihre Familie seit nun über einer Woche eine finnische Austauschschülerin, die auch in unsere Klasse geht. So fallen unseren Lehrern, die wir noch nicht alle im Unterricht erlebt haben gleich zwei neue Gesichter auf: Ein mit grünen Augen und blonden Haaren geziertes Gesicht, „ihre Haut weiß wie Schnee und ihr Mund rot wie Blut“. Und mein Gesicht, das dank der Sonne so rot wie die Lippen der Finnin ist. Unser Mathe bzw. Physiklehrer schrie als er erfuhr, das ich aus Deutschland bin „Deutschland über alles“ durch den Raum und ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Er lachte und sagte den zweiten Satz den er auf Deutsch kann: „Alles dumme Kartoffeln“, und so war ich mir auch sicher, lachen zu dürfen.

Am Montagabend waren wir dann bei der geheimen Gesellschaft, bei der mein Gastvater Mitglied ist. Der Einmarsch durch eine Schwerterpforte kam mir schon seltsam vor, aber die seltsamen Symbole und die sehr merkwürdige, tränenreiche und emotionale Predigt überzeugten mich restlos davon, mich in einer Art Sekte, wenn nicht sogar bei den Illuminati zu befinden. (Meine Mutter fand nach eingiebiger Recherche heraus, dass es sich um die Freimaurer gehandelt haben muss àhttp://de.wikipedia.org/wiki/Freimaurerei). Nach dem Ausmarsch durch die Schwerterpforte gab es dann immerhin leckeres Essen und um elf waren wir dann zuhause, was recht spät ist, wenn man bedenkt, dass ich jeden Morgen um sechs Uhr aufstehen muss.

Mittwoch war dann echt voller Überraschungen. Nicht nur, dass es regnete, der erste Regen in Dourados seit meiner Ankunft und nebenbei ein schöner Regen mit kräftigen und prallen Tropfen die schön prasselten, nein, außerdem war es kalt. Und wenn ich kalt sage, meine ich ca. 13°C. Was mit Heizung und warmen Sachen in Deutschland eine Kleinigkeit ist, wird hier zur Herausforderung. Denn Heizungen baut man hier gar nicht erst ein, denn hier ist es ja nicht kalt. Das war der erste Tag, an dem ich froh über die Pullis und meine lange Jogginghose war, die ich dabei habe. Die Nacht war dann trotzdem ungemütlich und ich wachte mindestens alle zwei Stunden auf und fror mich wieder in den Schlaf. Doch Donnerstag fühlte ich mich einen Moment lang wie daheim, nämlich, als ich mir im warmen Pulli und meiner Schalkehose die Nase putzte und ein Hustenbonbon lutschte.

Donnerstag war jedoch nicht nur schön. Da meine Schule auch mit einer Universität für Medizin verbunden ist, gibt es besondere Forscherräume und so hatten wir an diesem Nachmittag in einem dieser Räume Unterricht. Doch mit dem was mich dort erwartete, hatte ich nicht gerechnet. Die menschliche Anatomie war das Thema und so lagen mehrere wie mumifiziert aussehende Menschen auf den Seziertischen, auf einem weiteren Knochen und auf einem Gehirne. Anhand von dem Skelett wurde uns der Knochenbau näher gebracht. Dennoch weiß ich nicht, was ich schlimmer fand: Die voll entwickelten Föten im Einmachglas oder das herumstochern in den menschlichen Körpern. Und hier hört auch mein Verständnis auf. Denn was nützt es der Forschung, wenn zum Teil fünfzehnjährige in leblosen Körpern herumstochern? Ich glaube kaum, dass durch diesen Tag jemand in meiner Klasse mehr über den menschlichen Organismus gelernt hat.

Freitag war dann wieder lebvoller und spannender. Wir brachten meinen Gastbruder, der bald ein Jahr in der Türkei verbringen wird, an den Flughafen der Stadt. Anschließend ging es trotz des nicht sehr heißen Wetters einen Milchshake schlürfen. Ich wählte natürlich den Kinderschokoladen-Ü-Ei-Shake aus. Es waren natürlich alle überrascht, dass KINDER aus Deutschland kommt.

Samstag ging es dann mit meinem kleineren Gastbruder auf eine Schulveranstaltung von ihm. Es handelte sich hierbei um eine Rallye, bei der die Klassenmitglieder mit Geschwistern teilnehmen sollten. Wir wurden in Vierergruppen eingeteilt und mit meiner Gruppe hatte ich Glück. Die Rallye fand auf einem ca. 12km² Gelände des Militärs statt. Während der Rallye musste mich einmal ein Gruppenmitglied von einem Dorn befreien, der sich in meiner Haut verirrt hatte und auch sonst blutete ich leicht an Ellenbogen und Hand. Denn um an die Fragen, die es zu beantworten galt, zu gelangen, mussten wir uns durch den Wald kämpfen. Das eine oder andere Mal konnte ich meiner Gruppe sogar helfen, indem ich uns den richtigen Weg wies, was eigentlich auch nicht kompliziert war, wenn man wusste, wie man die Karte zu halten hatte. Nachmittags zog ich dann in das alte Zimmer meines älteren Gastbruders.

Sonntags konnte ich dann endlich nochmal ausschlafen und mittags fuhren wir in das Shopping Center, was ähnlich ist, wie das Forum in Koblenz. Wir aßen zu Mittag und schauten einen lustigen Film, von dem ich ca. 20 Wörter verstand. Danach fuhren wir nach Hause und nun schreibe ich diese Zeilen.

Balthes

PS: Ich freue mich über jede Rückmeldung :)

1 Kommentar:

  1. Jetzt ist mein Kommentar weg, so was Blödes :-(. Also noch einmal. Pass gut auf dich auf, dein Blog liest sich gut, aber bei Schießstand und Freimaurer sträuben sich mir die Nackenhaare!

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