Samstag, 9. August 2014

Ankunft und Eingewöhnung


Ich bin nun seit neun Tagen hier und ich hab schon viel erlebt.

Donnerstagabend ging es los: In Frankfurt sollte der Flieger um 21:55 starten, doch aus ungeklärten Umständen starteten wir erst so richtig um 22.30 durch. Ein Mädchen, das Gott sei Dank den gleichen Zielflughafen hatte wie ich, meinte, sie habe viel Feuerwehr rund um das Flugzeug gesehen und glaube, wir seien deshalb nicht planmäßig abgehoben.

Sao Paulo erreichten wir ca. 11 Stunden später. Vom Gepäckband ging es dann weiter zur Passkontrolle, die mir, wie sich vor sechs Tagen herausgestellt hat, noch lange in Erinnerung bleiben wird. Danach gingen die meisten mit mir angereisten Austauschschüler verschiedene Wege. Doch ein Mädchen hatte den gleichen Zielflughafen wie ich vor Augen: Campo Grande. Nach einigem verzweifelten Suchen fanden wir den richtigen Schalter zum Einchecken, wo wir zunächst am portugiesisch scheiterten und nach einigen Strapazen nun doch unsere Bord Card bekamen und weiterfliegen konnten. Nach ca. 17 Stunden Reise waren wir so gut wie am Ziel. Nachdem unser Gepäck da war, konnten wir sofort zu unseren Familien.

Am Freitag ging es nach meiner Ankunft erst mal mit meiner Gastmutter und meinem Gastbruder(17) in einen brasilianischen Club, welcher Hotelzimmer, Pool, Tischkicker, Billard, Fußball-, und Basketballplatz bietet. Dort habe ich erstmal gefrühstückt und eine Runde Billard mit meinem Gastbruder gespielt. Nach einer Pause ging es dann weiter in ein Restaurant um gegrilltes zu essen. Ich hab versucht alles zu probieren aber zum einen war es viel zu viel und zum andern lehnte ich die, ich denke es waren gegrillte Hühnerzehen, ab.

Anschließend wollten wir nach Dourados, die Stadt in der ich jetzt lebe, doch die Indianer machten uns einen Strich durch die Rechnung. Sie demonstrierten weil sie unzufrieden mit dem Bildungssystem,  Gesundheitssystem und der gesamten Politik sind und blockierten so die Autobahn. Nach drei Stunden OffRoad-Erfahrung kamen wir dann an. Als erstes begrüßte mich ein weiteres Familienmitglied: Sinchi, ein kleiner kläffender aufgedrehter Hund. Anschließend mein zweiter Gastbruder(13), mit dem ich mir die nächsten Tage das Zimmer teile, bis mein anderer Gastbruder in der Türkei ist.

Am Montag begann die Schule und davor hatte ich zugegebenermaßen ein bisschen Angst. Doch zum Glück unbegründet. Ich wurde neben ein nettes Mädchen (außerdem hübsch und die einzige in der Klasse die Englisch sprechen kann) gesetzt und so lässt es sich auch angenehm lernen, bzw. den Lehrern zuhören. Meinen Mitschülern habe ich mich als Andreas vorgestellt, nachdem meine Gastfamilie mich schon anfangs Bautz nannte und jetzt auf Andreas umgestiegen ist. Das ,,Andreas´´ in der Schule wurde schnell zu der brasilianischen Form des Namens, André. Es ist erstaunlich wie anstrengend es sein kann, aufzupassen, ob der eigene Name genannt wird. In Deutschland hatte ich nur auf den Namen Balthes oder Balle zu hören, aber hier muss ich auf Bautz, Bautes, Balthes, Andreas und André hören.

Mit meiner Gastfamilie war ich auch schon auswärts essen, unter anderem japanisch, sprich Sushi. Ich hab mich wirklich bemüht alle Sorten zu probieren und teilweise waren die sogar gar nicht so schlecht. Dennoch bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich den Japanern kein Sushi mehr wegessen will und sie gerne meinen Teil haben dürfen, denn rohen Fisch konnte ich noch nie leiden und das ändern auch keine ungefähren 6.421,80 km Luftlinie Entfernung zur Heimat. Arabisch essen waren wir auch. Das hat gar nicht mal so schlecht geschmeckt und der Nachtisch war am besten: Wackelpudding mit Ananas und Vanillepudding mit gekochten Bananen. Generell wird sehr viel Reis gegessen und das meistens mit Bohnen und dazu Fleisch.

Vor sechs Tagen wollte meine Gastmutter mit mir bei der Polizei die Greencard beantragen, also mich korrekt anmelden. Die Frist, um dies zu tun beträgt 30 Tage, also waren wir ja eigentlich recht früh damit dran. Doch wäre es ja zu einfach für uns gewesen, wenn alles von Anhieb geklappt hätte. Der Mann von der Passkontrolle in Sao Paulo hatte nämlich wie sich herausgestellt hat, vergessen das Datum richtig umzustellen. Statt 01082014 steht nun also 01072014 in meinem Reisepass und damit wäre die Frist sich anzumelden abgelaufen.

Doch da die Einreise im Computer richtig notiert war, konnten wir vor drei Tagen meine vorläufige Greencard abholen und nebenbei wurde meinem Gastvater und mir von dem befreundeten Revierleiter ein Truck gezeigt, mit dem versucht wurde, 170 kg Kokain zu schmuggeln. Vorgestern Abend habe ich dann noch mit ein paar Freunden meines Gastbruders und ihm selbst draußen relaxt und Pizza gegessen. Es gab Schinkenpizza und Pizza, die statt Tomatensauce Schokolade und als ,,Käse´´ weiße Schokolade drauf hatte. Lecker!

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