Freitag, 29. August 2014

Weltkrieg und Alltag- das passt ja!

So jetzt melde ich mich endlich nochmal…
Ich hab schon wieder so viel erlebt und kann kaum glauben, dass ich jetzt schon einen Monat hier bin!
Also gehen wir am besten wieder chronologisch vor: Seit letztem Montag haben wir nun das Thema zweiten Weltkrieg in der Schule und es ist interessant und zugleich spannend und schwierig für mich, zu beobachten, wie hier über den zweiten Weltkrieg gesprochen wird. Natürlich wird weniger über die Vorgänge und Details gesprochen, da der Lehrplan hier eher die brasilianische Geschichte vorsieht. Dennoch sind mir mehr Unterschiede aufgefallen, als nur das Fehlen von manchen Details: So reden wir mehr über die Situation und Stellung Italiens im Vergleich zu Deutschland, außerdem haben wir kaum darüber geredet, wie es soweit kommen konnte, also die Umstände und die Vorgeschichte. Trotzdem finde ich es Schade, dass wir das Thema jetzt schon behandelt haben und nicht später, denn die Sprache liegt mir auch nach drei Wochen nicht perfekt. Es reicht zum Smalltalk halten und um grob zu verstehen, worüber geredet wird. Aber ich habe das Gefühl es wird besser und dass ich nicht mehr lange brauchen werde, um alles zu verstehen.
Dienstag war dann das einzig besondere, dass der Lehrer der ersten Stunde wie selbstverständlich seine Zahnpasta und Zahnbürste ausgepackt hat, und erst mal raus gegangen ist, um die Zähne zu putzen, außerdem skypte ich mit Sophia, die auch ein Austauschjahr in  Brasilien verbringt und für einen kurzen Moment aufgeheitert werden musste.
Allgemein kann ich ja auch mal kurz einen normalen Schultag beschreiben: Ich stehe um kurz vor sechs Uhr auf und frühstücke. Nach dem Zähne putzen fährt mich meine Gastmama um ca. 06.35 Uhr in die Schule. Dort gehe ich meistens noch kurz mit einem Freund, der mich schon nach der ersten Woche Bruder nannte, zu anderen Leuten, bevor dann um 07:00 die Schule beginnt. Der Klassenraum sieht fast so aus, wie in amerikanischen Filmen: Keine separaten Tische oder Stühle, denn es gibt Stühle verbunden mit einer kleinen Platte. Alle Stühle stehen in mehreren Reihen gegenüber der breiten Tafel. Fenster gibt es zwar, aber sie sind mit lichtundurchlässiger Farbe bestrichen. Ich vermute, damit sich der Raum nicht aufgrund direkter Sonneneinstrahlung aufheizt. In anderen Schulen, so habe ich erfahren, gebe es aber auch lichtdurchlässige Fenster, zwar nicht viele, aber immerhin lichtdurchlässige Fenster. Wenn die Klimaanlage nicht läuft öffnen wir die Fenster auch manchmal. Wir sind ca. 34 Leute in der Klasse wenn alle da sind und um 12:10 sind wir wieder freie Menschen. Wir haben sechs Stunden Unterricht und eine Pause nach den ersten drei Stunden beziehungsweise vor den letzten drei Stunden. Die Pause dauert eine halbe Stunde und ich verbringe sie zusammen mit meinem „Bruder“ bei anderen Schulkameraden. Dann reden wir meistens und machen bisschen Quatsch. Anschließend wieder drei Stunden Unterricht. Im Unterricht kann man bei den meisten Lehrern eigentlich alles machen was man will. Einige schlafen und einige passen auf. Handyverbot gilt allerdings, was jedoch auch niemanden hindert, am Handy zu sein. Ansonsten ist die Unterrichtsart auch ganz anders, genau wie das Schüler-Lehrer-Verhältnis. Die Lehrer schreiben etwas an die Tafel und erklären es anschließend. Es wird kaum etwas zusammen erarbeitet und es findet in manchen Fächern kaum Dialog zwischen den Schülern und Lehrern. Anders als in Deutschland wird der Lehrer nicht im Stehen und mit einem SIngsang begrüßt, sondern  im Sitzen mit einem „Guten Tag“ und von manchen Leuten per Handschlag begrüßt. Außerdem werden viele Witze mit den Lehrern und zum Teil auch von den Lehrern gemacht und so gibt es ein besseres Verhältnis zwischen den Lehrern und den Schülern als in der Schule bei den meisten von uns.
An der restlichen Schulwoche passierte nichts Außergewöhnliches, außer, dass ich bei zwei Rotary-Meetings in verschiedenen Clubs war.
Am Wochenende war wieder bisschen mehr los: So skypte ich nicht nur mit meiner besten Freundin, sondern wurde auch für Samstag zum Pizzaessen von einer Tochter von Freunden von meinen Gasteltern eingeladen, bei denen wir auch mal abends waren (,falls sich noch jemand erinnert-ich auch).
Samstags war ich also Pizzaessen mit par Leuten, der Großteil weiblichen Geschlechts, und wir haben eine Riesenpizza gegessen und viel gelacht. Sonntagmittag nahmen wir dann mit den Freunden der Familie, deren Tochter mich eingeladen hatte, an einer Churrasco (brasilianische Barbecue) teil und ich fuhr zwischendurch noch mit den beiden Töchtern ein Eis essen und wir haben uns nett unterhalten. Abends nahm mich dann ein rotarischer Freund und zugleich mein zweiter Gastvater mit zu einer neulutherischen Gemeinde. Zum Teil sprachen die Leute dort deutsch und die meisten verstanden deutsch. Nach dem Gottesdienst hielt ich dann zum zweiten mal eine kurze Präsentation über mich und meine Familie in Deutschland. Da ich diese Präsentation auf Deutsch halten konnte verlängerte ich die Präsentation und erzählte noch etwas über den Musikverein Holler und die legendären Neujahrskonzerte von diesem. Anschließend fuhr ich dann mit meinem zweiten Gastvater, seiner Frau und seiner Tochter essen, sodass ich dann froh war, um halb elf  erschöpft ins Bett fallen zu können.
Diese Woche war bisher noch nicht so viel los, denn der Alltag holt mich jetzt so langsam ein.

Dienstag holten wir eine Austauschschülerin aus Mexiko am Flughafen von Dourados ab und abends wurden uns dann während des Rotary-Meetings die Regeln des Austauschs offiziell vorgelesen und wir wurden ein weiteres Mal herzlich willkommen geheißen. Ansonsten bin ich nun glücklich über das Wochenende und  habe viel vor. Allgemein fühle ich mich im Moment so richtig Pudelwohl hier, habe schon viele nette Leute kennengelernt und will schon am liebsten für immer hier wohnen bleiben.
Balthes

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